Zum Thema Sauerteig möchte ich hiermit meine eigenen Erfahrungen mal darreichen. Es möge sich ein jeder dies davon heraus pflücken, was für ihn passend und sinnvoll erscheint.
Zum Ersten, wurde ich gefragt, wie machst denn du das überhaupt? Bei mir wird der Sauerteig nix. — Na ja — das kann ich ja mal hier ausführen — ist nämlich wirklich sehr einfach. Was eventuell eine Erfolgsbremse darstellen könnte, sind die Punkte, die ich noch als Tipps für euch obendrauf hier gebe. Vielleicht wird es ja dann auch einfach Sauerteig bei euch?
Die Tage sind vorgegeben —
die Zutaten überschaubar und ebenso.
Vorbereitung: man besorge sich, gutes Roggenvollmehl, ein Glas für ca. 600g Füllmenge geeignet, und einen Deckel der zwar Mückenfrei aber nicht luftdicht verschliesst. Zum Rühren einen Spatel aus Kunststoff oder ein Holzstäbchen wie vom Chinesischen Restaurant.
- Tag 1: 50g lauwarmes Wassser plus 50g Roggenmehl in ein Glas und gut verrühren
Jetzt kommt Tipp 1: Ich rühre am liebsten mit Holzstaberln — Metall vermeide ich beim Sauerteiganrühren.
Tipp 2: Sauerteig darf und soll beim anrühren ruhig eine festere Konsistenz haben — nicht zu flüssig(!) — das macht den Sauerteig einfach schlapp und startmüde- er braucht die etwas festere Konsistenz um gut arbeiten zu können . Also — guter Sauerteigansatz ist dick. Sollte er gefühlsmässig zu flüssig sein, einfach ein wenig Mehl zugeben und fest unterrrühren.
- Tag 2: den Ansatz in ein anderes Glas füllen und davon 50g in das Glas geben, plus 50g lauwarmes Wasser und 50 Roggenmehl. Wiederum gut umrühren und mit Deckel einfach bei Raumtemperatur stehen lassen bis zum nächsten Tag.
Tag 3 bis 5: wie an Tag 2 — 50g des Sauerteigansatzes ins Glas und mit je 50g lauwarmen Wasser und 50g Roggenmehl gut verrühren und lose zugedeckt in der Küche stehen lassen.
Tipp 3: es tut nichts zur Sache ob der Sauerteig in der Ansatz-Fütterungsphase immer zur exakt gleichen Zeit gefüttert wird oder zu unterschiedlichen Zeiten. Es sollte halt 1mal pro Tag gemacht werden
Tipp 4: Mehle, Sauerteigansätze und Tagesverfassungen sind unterschiedlich — Bitte nicht 1:1 mit “in Internet gesehenen” oder in Büchern dargestellten Photos vergleichen. Sauerteigansätze dürfen ruhig unterschiedlich grosse Blasen produzieren, oder auch mal kaum Bläschen machen Es gibt auch Sauerteigansätze die beim starten gar keine sichtbaren Blasen entwickeln. Dies sind keinerlei Indizien dafür dass es nix wird. Er ist nur anders.
Sauerteigansätze aus hellem Mehl kann erfahrungsgemäss mehr blubbern als Ansätze mit Vollwertmehl — ist so.
Tipp 5: Es geht beim Sauerteig um Wachstum — niemals nur ums Bläschen werfen.
- An Tag 6 ist der Sauerteigansatz so weit fertig. Und jetzt darf er auch seinen Namen als Anstellgut tragen. (Das Anstellgut ist Basis jedes Vorteiges). Er sollte angenehm riechen und einigermassen gustiös aussehen. Von diesem nehme ich erstens mal für die Sauerteigansatz-Reserve 5g (ja genau — fünf Gramm) und gebe sie gemeinsam mit 50g lauwarmen Wasser und 50g Roggenmehl wieder gut verrührt in mein Sauerteigansatzglas. Deckel drauf und dann ab in den Kühlschrank damit. Diesen füttert man nur noch ca. 1mal die Woche wie man es von Tag 2 kennt.
Tipp 6: Ich verwende gerne falls jemand verfügbar hat, Weckgläser in der passenden Grösse für den Sauerteigansatz. Da ist der Deckel ohne Gummi perfekt praktikabel. Und obendrauf ist es ganz gut, wenn man sich die Tage kurz draufschreibt (wann wurde angesetzt, wann ist Tag 6…)
Tipp 7: Wie ihr schon bemerkt habt, wird jeden Tag ein Teil des Sauerteigansatzes eben nicht weiterverwendet, da man nur ein Drittel der Gesamtmenge jeweils wieder neu mit Mehl und Wasser ansetzt. An Tag 6 weiss ich ja schon, wieviel ich brauchen werde (welche Menge für Anstellgut um am nächsten Tag Brot zu backen und ein paar Gramm eben für die Anstellgut-Reserve im Kühlschrank. Da bleibt eine Menge an frischen Anstellgut über — und das — das verschenke ich sehr gerne an Bekannte und Freundinnen die damit eine Freude haben. Und ganz ehrlich — bis jetzt hat sich noch ein jeder drüber gefreut und sein Bestes gegeben, dieses Anstellgut auch am Leben zu erhalten und Backtechnisch weiterzuverwerten.
Tipp 8: Das Kühlschrankreserve-Anstellgut wird bei mir ca. 1mal die Woche frisch gefüttert und dafür nehme ich ihn eben aus dem Kühlschrank, rühre 50g davon mit je 50g lauwarmen Wasser und Roggenmehl fest zusammen und lasse ihn für 1 bis 2 Stunden in der Küche bei Raumtemperatur stehen. Erst danach gebe ich ihn wieder in den Kühlschrank für die nächste Woche oder bis ich ihn brauche fürs Brotbacken.
Und wenn ich jetzt Brot backen möchte, nehme ich mir ein Rezept meiner Wahl aus einem der vielen Bücher in unserer Bibliothek oder aus meinem eigenen handgeschriebenen Kochbuch und verarbeite wie beschrieben. Gerade als Newbie in Sachen Brot backen und Sauerteig kann ich nur empfehlen, sich für die Anfänge relativ genau an die Anleitungen in den Büchern zu halten. Später wird man ja — wie ich selbst auch — im Laufe der Zeit auch ganz “verwegen” und kreativ freestylen wenn es ums kochen und backen geht. 🙂
Also man könnte zum Beispiel an Tag 6 zuerst eine Teil wieder Richtung Kühlschrank verarbeiten, und dann vom restlichen Anstellgut 20g mit je 40g Dinkelmehl und 40g lauwarmen Wasser als Vorteig für das erste Sauerteigbrot anrühren. Dies bei Raumtemperatur ein paar Stunden stehen lassen, bis sich das Volumen gut verdoppelt hat. Geduuuuld — das wir schon 🙂
Und dann eben Zutaten für ein einfaches Brot zusammenmischen und das wiederum stehen lassen. Das wird der Hauptteig. Diesen einfach danach mit dem Vorteig verrühren — und daraus kann herrliches Brot entstehen.
Rezept für mein einfaches Dinkelbrot :
Vorteig: Eben 20g vom Anstellgut (=fertiger Sauerteigansatz) mit 40g Dinkelmehl und 40g lauwarmen Wasser verrühren und stehen lassen bis es sich ca. verdoppelt hat. Das kann ein paar Stunden dauern.
Hauptteig: 300g Dinkelmehl, 50g Roggenmehl mit 230g lauwarmen Wasser und 3 KL (Kaffeelöfferln) Salz und 3 KL Brotgewürz schnell miteinander vermengen (entweder mit der Küchenmaschine oder mit dem Handmixer) . Nicht zu lange — es darf ruhig etwas gröber aussehen.
Den Teig in ein Tupperware mit Deckel und dort mal ca eine Stunde rasten lassen.
Danach den Vorteig hinzugeben und ein paar Minuten gut zusammenkneten.
Wenn man möchte, bitte eine Anleitung aus dem www heraussuchen und das Brot ein paar mal “falten” — also quasi von aussen jeweils eine gute handvoll des Teiges nach oben ziehen und immer so weiter — aber da gibt es tolle und vielerlei videos zu dem Thema, wie es aussehen sollte. Einfach tun ist die Devise. Anfangs hab ich diesen Punkt einfach übersprungen; mittlerweile falte ich fast jeden Brotteig um einfach mehr Volumen hinein zu bekommen. Und yes — there is a difference.
Den Teig dann wieder im Tupperware mit Deckel ca. 1 Stunde rasten lassen und dann gehts schon ans Backen.
Ganz toll funktioniert es mit einem Topf im Backrohr — aber es geht auch am Backblech.
Anleitungen und Temperaturtipps bitte ebenfalls aus der Hülle der Infos aus dem Netz entnehmen. Ich selber backe gerne anfangs mit einer Kasserole und Deckel und gebe die letzten 10 Minuten den Deckel runter — das wir dann ein gutes Brot mit knusper-Kruste obendrauf.
Am Backblech gehts genauso — da empfiehlt es sich, das Backrohr gut vorzuheizen, das Brot dann in den heissen Ofen schieben und am Backofenboden ganz schnell eine Tasse mit lauwarmen Wasser schütten und schneeeeeellll das Backrohr schliessen. Das tolle ist der Dampf der da entsteht, hilft dem Brot eine grossartige Kruste zu entwickeln. Aber wie gesagt/ geschrieben / bitte sucht das für euch und euer Equipment passende raus.
Als grobe Richtung kann ich euch meine ca.-Backzeiten und Temperaturen noch beschreiben. Bitte selber feinjustieren, bzw auf Sicht backen und mal sehen wie sich euer Backofen verhält. Am Besten immer gleich eine kleine Notiz beim am Besten ausgedruckten Rezept draufschreiben, dann kann man fürs nächste Mal wieder besser justieren oder eben dazu schreiben dass es so passend war.
Ich heize das Backrohr lange genug vor, dass es wirklich heiss ist. Also gute 250Grad Ober-Unterhitze.
Dann das Brot eben rein in den Ofen mit Wasser auf den heissen Ofenboden schnell mal dem Brot ordentlich Dampf machen und dann bei 200Grad Temperatur eine gute Stunde backen. Die Backzeiten können natürlich je nach Gegebenheiten, Brotgrössen und sonstigen Umständen leicht variieren.
Viel Erfolg beim Sauerteig ansetzen!